zum Thema Leistungsmotivation für Teams
Romelu Lukaku ist nicht nur ein außergewöhnlicher Fußballer, der mit internationalen Vereinsmannschaften und der belgischen Nationalmannschaft außerordentliche Erfolge feiert, sondern auch ein Mensch, der sich zum Thema Rassismus in der Öffentlichkeit äußert. Aus organisationspsychologischer Sicht ist er darüber hinaus ein beeindruckendes Beispiel, wie man mit vorhandenem Talent und überdurchschnittlicher Motivation beeindruckende bzw. überdurchschnittliche Ziele erreichen kann.
In einem Interview erzählte er seine Lebensgeschichte, die ihn aus prekären Verhältnissen in der Nähe von Antwerpen, zu einem der bestbezahlten Superstars im Profifußball geführt hat.
Eine Schlüsselszene war dabei der Motor für seine Karriere: als Kind wurde er Zeuge, wie seine Mutter für ihn und seinen jüngeren Bruder Milch mit Wasser vermengte, weil sie nicht mehr über die finanziellen Mittel verfügte – was auch vorher schon dazu geführt hatte, dass die Familie nicht ausreichend zu essen hatte.
I remember the exact moment I knew we were broke. I can still picture my mum at the refrigerator and the look on her face.
I was six years old, and I came home for lunch during our break at school. My mum had the same thing on the menu every single day: Bread and milk. When you’re a kid, you don’t even think about it. But I guess that’s what we could afford.
Then this one day I came home, and I walked into the kitchen, and I saw my mum at the refrigerator with the box of milk, like normal. But this time she was mixing something in with it. She was shaking it all up, you know? I didn’t understand what was going on. Then she brought my lunch over to me, and she was smiling like everything was cool. But I realized right away what was going on.
She was mixing water in with the milk. We didn’t have enough money to make it last the whole week. We were broke. Not just poor, but broke.
s.a.: https://www.theplayerstribune.com/articles/romelu-lukaku-ive-got-some-things-to-say
Dies war für Romelu Lukaku der Moment, in dem er sich vornahm, so gut Fußballspielen zu wollen, dass er als Profifußballer ausreichend Geld verdienen wollte, dass sich diese Situation nie wiederholen müsste. Er formulierte dies so, dass für ihn fortan jedes Fußballspiel ein Endspiel war – ob in der Vereinsmannschaft als Jugendfußballer oder mit seinen Freunden auf dem Bolzplatz um die Ecke.
Dabei hatte er sich Ziele gesetzt, wieviele Tore er im Verlauf einer Saison schießen wollte – und teilweise Wetten mit seinen jeweiligen Trainern abgeschlossen. Im Ergebnis führte dies dazu, dass er bereits als 16-jähriger in der ersten belgischen Liga eingesetzt wurde und in der vergangenen Saison mit Inter Mailand italienischer Meister wurde. Aktuell ist er für eine Ablösesumme von über 100 Millionen Euro zur englischen Spitzenmannschaft FC Chelsea gewechselt.
Unter Leistungsmotivation versteht man den Willen und die Antriebskraft einer Person, eine Aufgabe bis zu ihrer erfolgreichen Lösung zu bearbeiten. (Stangl, Lexikon für Psychologie und Pädagogik, 2021).
Die Ausprägung des Leistungsmotivs beeinflußt verschiedene Verhaltensparameter. So setzen sich erfolgsmotivierte Personen in Leistungssituationen realistischere Ziele, sind ausdauernder und erbringen dabei höhere Leistungen als mißerfolgsmotivierte Personen.
Das individuelle Leistungsverhalten ist abhängig vom Anspruchsniveau und der damit verbundenen Erwartungshaltung, die sich entweder als Hoffnung auf Erfolg oder als Furcht vor Misserfolg äußert, wobei die jeweilige Ausprägung dieser beiden Emotionen das Maß der Gesamt-Leistungsmotivation bestimmt. Dementsprechend kann unterschieden werden zwischen mehr »Erfolgsmotivierten« und mehr »Misserfolgsmotiverten«.
Diese Variablen werden als relativ stabile persönlichkeitsspezifische Dispositionen verstanden, die weitgehend von früheren Erfahrungen (insbesondere durch Erziehung) beeinflusst.
Der Begriff Leistungsmotivation und die Unterscheidung zwischen Erfolgs- und Misserfolgsmotivierten lässt sich nicht nur auf Individuen anwenden, sondern ist auch in Organisationen und Teams zu beobachten. Starke und erfolgreiche Gewerkschaften, Betriebsratsgremien oder politische und gewerbliche Organisationen zeichnen sich in aller Regel dadurch aus, dass sie sich als Erfolgsmotivierte nicht nur realistische Ziele setzen, sondern versuchen auch über diese hinaus erfolgreich zu sein. Dabei spielen die Führungskräfte einer Organisation oder eines Teams eine zentrale Rolle – Misserfolgsmotivierte, Zauderer und Bedenkenträger als Führungskräfte werden nur begrenzt erfolgreich sein können.
Autor: Axel Janzen
Foto: Wshjackson (www.flickr.com/photos/wshjackson/6231302169), Licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic | Flickr