5. August 2021 von Achim Schaffrinna
Achim ist Herausgeber des Design Tagebuches, indem ich (Michael) auch Mitglied bin.
Nachdem nun alle im Bundestag vertretenen Parteien ihre Kampagnen präsentiert haben, können wir einen Blick auf die Plakatmotive werfen, die uns in den kommenden Wochen bis zur Bundestagswahl deutschlandweit begleiten werden. Eine Analyse.
Am 26. September 2021 wird der neue Bundestag gewählt. Mittlerweile haben alle Parteien auch offiziell ihre Wahlkampagnen vorgestellt. Starke Aktivitäten im Umfeld von Instagram, TikTok, Facebook & Co. verdeutlichen allerdings: die Parteien sind bereits seit vielen Monaten im Wahlkampfmodus. Dabei hat die Corona-Pandemie die Bedeutung der digitalen Medien und die Verlagerung von der Straße ins Netz maximal verstärkt.
Die Technologie ist Segen und Fluch zugleich. Denn wenn der physische Raum für einen Austausch von Angesicht zu Angesicht immer kleiner wird und sich der politische Diskurs in das Umfeld von Social Media verlagert, erschwert dies echten Dialog. Themen werden im Umfeld von Social Media in der Regel verkürzt wiedergegeben, oftmals werden diese vereinfacht oder unbewusst verfälscht, zunehmend werden Sachverhalte und Ereignisse auch bewusst manipuliert. Umso wichtiger ist es, Begegnungsräume außerhalb von Filterblasen, Hate Speech, Fake News und Verschwörungsideologien zu erhalten, diese auszubauen oder auch neue Dialogformate zu schaffen, und zwar vor Ort. Der mit Ballons und Fähnchen geschmückte Wahlkampfstand vor dem Supermarkt oder auf dem Marktplatz – er fehlt. Und dabei wäre dieses zuweilen als Relikt angesehene Dialogangebot in dieser Zeit wichtiger denn je.
Auch Wahlplakate können Sachthemen nur schlecht vermitteln. Inhalte werden extrem verkürzt und zudem in zugespitzter Form dargestellt. Der Informationsgehalt ist in der Regel sehr bescheiden. Das muss auch so sein! Denn Plakate sollen vor allem eines: Aufmerksamkeit stiften. Plakate dienen dazu, den Betrachter dran zu erinnern, dass die so beworbene Partei zur Wahl antritt. Wahlplakate sind zudem eine Einladung, sich mit den Standpunkten der jeweiligen Partei eingehender zu beschäftigen. Lediglich bei den Plakaten der Grünen findet sich ein Verweis auf die Website. QR-Codes, mit deren Hilfe Betrachter etwa direkt zum Wahlprogramm geleitet würden, sieht man bei keiner Partei. Warum eigentlich nicht? Wer eine solche Einladung ernst meint, darf gerne auch die technischen Möglichkeiten zur Vernetzung von analogem und digitalem Medium nutzen, auch um Kompetenz diesbezüglich zu signalisieren. …
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Sprache ist ein zentraler Aspekt im Kommunikationsdesign. Deshalb wurde im vergangenen Jahr hier im Blog gendersensible Sprache in Fachmedien (Kontext Design) thematisiert. Hier ein kurzer Überblick, bevor wir in die Plakatanalyse einsteigen, wie es die Parteien innerhalb ihrer Wahlprogramme mit dem Gendern halten.
CDU: Paarformen
SPD: Sternchen
AfD: gendert nicht
FDP: Paarformen
DIE LINKE: Sternchen
Bündnis 90/Die Grünen: Sternchen
Wer keine Zeit hat, sich alle Wahlprogramme durchzulesen, was angesichts von 750 Seiten und zwei Millionen Zeichen, wie der SPIEGEL nachgezählt hat, sehr leicht nachvollziehbar ist, kann zwecks Meinungsbildung seit dem 2. September 2021 auch den Wahl-o-Mat verwenden. Freie, demokratische Wahlen sind ein Privileg und keine Selbstverständlichkeit. Gib auch Du Deine Stimme ab!