Personalakquise muss zur Generation passen

Personaldienstleister, Handwerksbetriebe und HR-Abteilungen suchen händeringend Auszubildende und Fachkräfte. Und andererseits klagen insbesondere jüngere Fachkräfte und potentielle Auszubildende über unpassende Angebote. 

Die Generation der Babyboomer (ca. Jahrgänge 1955-1965) und die Generation X (ca. 1965-1980) sitzen in den Personalbereichen und suchen nach neuen Mitarbeiter*innen aus den Generationen Y (ca. 1980-1995) und Z (ab 1995). Dabei treffen Menschen mit einer Telefon- und Email-Sozialisation auf junge Leute, die mit und durch das WorldWideWeb groß geworden sind. Das kann zu Komplikationen führen…
Philipp Riederle (*1994, Generation Z) zählt zu den Überfliegern im Bereich Digitalisierung: Mit 18 Jahren veröffentlichte er unter anderem das Buch »Wer wir sind und was wir wollen«, das vier Wochen auf der »Spiegel«-Bestsellerliste stand. In einem Interview für den Weser Kurier (WK vom 9. März 2019) versucht er seine Generation zu erklären:

»Der demografische Wandel sorgt dafür, dass wir unsere Bedürfnisse, die sich aus einem Wertewandel heraus entwickelt haben, einfordern können. Das heißt, wir können uns in vielen Berufsfeldern aussuchen, wo wir anfangen wollen. Und wenn es uns da nicht gefällt, sind wir eben auch schnell wieder weg. Es hat sich eine gewisse Macht auf diese jungen Mitarbeiter verlagert.«

WK: Was zählt zum Wertewandel bei der digitalen Generation?
»Dazu gehört, eine sinnvolle Aufgabe auszuführen, die Spaß macht und auch mit der Arbeit eine gute Zeit zu haben. Es geht darum, ständig etwas Neues zu lernen und sich selbst zu verwirklichen. Der Chef muss digital denken, ich muss von jedem Platz und Ort aus zeitlich flexibel arbeiten können, und die technische Ausstattung muss stimmen. Derjenige, der immer digital gedacht hat, wird nicht in einem Unternehmen zurechtkommen, in dem starre vorgegebene Kommunikationswege herrschen, wo analoge Genehmigungsverfahren gelten, wo man eine Idee umsetzen will und dafür fünf Unterschriften und fünf Genehmigungen braucht und darauf auch noch ein halbes Jahr warten muss.«

Und zum Potential der Zusammenarbeit der verschiedenen Generationen stellt er fest:
»Das kann sogar sehr gut funktionieren. Wir Jungen können mit unserem innovativen Denken den Fortbestand des Unternehmens sichern, aber das geht nicht gänzlich ohne die Berufs- und Lebenserfahrung der älteren Generation. Und wenn die ältere Generation es hinbekommt, ihre Angst und Abwehr abzulegen, und sich eingesteht, ich verstehe das ganze Zeug nicht, aber ich bin neugierig und habe Lust, es zu lernen, dann hat man ein diverses Team, das exzellent aufgestellt ist. Es muss ein beidseitiges Aufeinanderzugehen stattfinden.«

Wenn diese Erkenntnisse eines 25jährigen in die Werbung und das Auswahlverfahren der personalsuchenden Babyboomer eingehen, stehen die Chancen auf neue Mitarbeiter*innen deutlich besser…