…und wie die Teilnehmer*innen der Teamentwicklung im Innenministerium in Jordanien wieder zu »Kindern« wurden.

Um festgefahrene Teamstrukturen wieder in Bewegung zu bringen ist ein probates Mittel, rationale, gehemmte und technisch orientierte Denkstrukturen aufzulösen. Psychologisch gesehen handelt es sich um den Versuch, erwachsene Frauen und Männer zu einem kindlichen bzw. kindlicheren Blick zu animieren bzw. zu verhelfen. Dieses sogenannte »primärprozesshafte Denken« findet sich zum Beispiel auch in Fantasien und Träumen.

Im Rahmen eines Teamentwicklungsprozesses für das Innenministerium in Jordanien, bei dem es um die Analyse der Organisationsstruktur und Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium und den Direktoren der Justizvollzugsanstalten ging, wurden die anwesenden Teilnehmer im Rahmen einer »kreativen Organisationsanalyse« aufgefordert, ein Bild über den aktuellen Zustand der Zusammenarbeit zu malen.

Eine Gruppe zeichnete dabei ein Bild, in dem die Gefängnisdirektorien als »Erde« und das Innenministerium als »Mars« dargestellt wurden. Durch den »kindlichen/primärprozesshaften Blick« war bei der Vorstellung des Bildes allen Teilnehmenden unmittelbar klar, worin die Herausforderung für den Teamentwicklungsprozess bestand.

Die Sendung mit der Maus ist eine wunderbare Form, die Fantasien, Träume und »verrückten Ideen«, d. h., das primärprozesshafte Denken von Kindern auszudrücken, mit ihm künstlerisch umzugehen, es weiterzuentwickeln und so die Welt von Kindern und Erwachsenen zu verändern.

»Niemand fragt so gerne wie Kinder«

Interview mit Armin Maiwald vom »Maus-Team« über Pannen und Veränderungen

Aus: Weser-Kurier vom 7. März 2021

Sie haben in 50 Jahren viel erlebt. Gibt es eine Folge, die Ihnen in der Vorbereitung besonders viel Spaß gemacht hat?
Alles, was vergangen ist, ist Historie. Da kann ich nichts mehr dran ändern, und vieles ist auch im Sumpf des Vergessens begraben. Eigentlich macht jede Frage wieder neu Spaß und fordert neu heraus. Insofern ist immer die nächste Frage die wichtigste, schönste und die, an der man sich am meisten die Zähne ausbeißt – oder auch nicht.

Die Zähne ausgebissen haben Sie sich zum Beispiel an der Frage, was Vitamin C in unseren Körper macht…
Die Vorbereitungen haben drei Jahre gedauert. Vitamin C ist wichtig für die Makrophagen – vereinfacht gesagt für die weißen Blutkörperchen. Die brauchen Vitamin C, um ihren Jagdinstinkt nicht zu verlieren und Bakterien zu jagen. Wenn sie kein Vitamin  C kriegen, schlafen sie ein. Das passiert jede Sekunde unseres Lebens in unserem Blut. Das Ganze mussten wir also auch in lebendigem Blut zeigen. Wenn man die Jagd darstellen will, muss man bei einem flachen Fernsehbildschirm die Makrophagen auf die eine und die Bakterien auf die andere Seite kriegen. Das ist schon bei Tieren schwierig, denen zu sagen, geh mal von links nach rechts. Aber bei Bakterien? Ein Haufen Arbeit.

Wie ist es der Maus gelungen, so lange erfolgreich zu bleiben?
Ich glaube, ein Rezept ist, dass wir die Fragen der Kinder – so bekloppt die Fragen auch im ersten Moment erscheinen mögen – ernst nehmen und versuchen, sie mit einer sauberen Recherche zu beantworten. Dass wir uns als Reporter begreifen, die nach draußen gehen und versuchen, eine Geschichte zurückzubringen, und dass wir die Zuschauer einladen, uns auf dieser Reise zu begleiten. Und wenn wir mal einen Fehler gemacht haben, dann geben wir ihn zu. Das gibt eine gewisse Glaubwürdigkeit.

Zum Beispiel, als Sie »dasselbe« und »das Gleiche« verwechselt haben…
Genau. Da fühlten sich alle Lehrer der Nation bemüßigt zu schreiben: Wie kann man solche Idioten Fernsehen machen lassen? Da kann man wütend drauf reagieren, wir haben uns aber entschlossen, eine lustige Richtigstellung zu machen. Ich bin mit meinem Kollegen in die gleiche Hose gestiegen – bedeutet, wir haben beide die gleiche Jeans angezogen. Und wir sind beide zusammen in dieselbe Hose gestiegen, jeder in ein Hosenbein. Und zum Ende haben wir gesagt: Wir versprechen, nie wieder einen Fehler zu machen, bis zum nächsten Mal.

Erzählen Sie uns doch mal eine kleine Lachgeschichte. Welche Panne aus 50 Jahren ist Ihnen in Erinnerung geblieben?
Wir hatten einmal erfahren, dass Carl von Linné, ein Naturforscher, vor etwa 200 Jahren in Uppsala herausgefunden hat, dass bestimmte Pflanzen zu einer bestimmten Uhrzeit die Blüten öffnen und zu einer anderen wieder schließen. Das fanden wir spannend. Wir haben eine Gärtnerei angerufen, die diese Pflanze hatte und sie mit einer Zeitrafferkamera rund um die Uhr beobachtet. Aber es hat sich während dieser 24 Stunden überhaupt nichts getan. Also sind wir frustriert nach Hause gefahren, haben die Geschichte unseres Scheiterns erzählt und die Zuschauer aufgefordert, uns zu schreiben, ob sie wüssten, woran es gelegen haben könnte. Es kamen jede Menge Briefe. Also haben wir es im nächsten Jahr noch einmal probiert. Und im nächsten Jahr wieder. Irgendwann haben wir an die Universität in Uppsala geschrieben, dass wir es drei Mal versucht haben, es aber nicht geklappt hat. Und da schrieb die Universität zurück: Macht euch nichts daraus, bei uns auch nicht.

Die Maus ist sich in 50 Jahren recht treu geblieben. Was hat sich trotzdem verändert?
Sie wird nicht mehr auf Folie gezeichnet, wie zu Anfängen, sondern am Computer gemacht. Die Schnittfolgen sind kürzer geworden, und es gibt völlig andere Themen. Es gibt aber auch Fragen, die bis heute immer wieder gestellt werden.

Zum Beispiel?
Eine der meistgestellten Fragen ist: Warum ist der Himmel blau? Die Frage kommt zuerst bei den Eltern an, die sagen: Weiß ich auch nicht! Und dann landet die Frage bei uns auf dem Schreibtisch.

Welche Fragen haben Ihnen in der Redaktion am meisten Kopfzerbrechen bereitet?
Zum 25. Mausgeburtstag ist ein schwerbehindertes Mädchen gestorben, Katharina. Wir haben uns gefragt, ob man diese Geschichte erzählen kann und haben es getan. Diese Geschichte hat uns viel Kopfzerbrechen bereitet. Aber auch die Nachkriegsmaus, die ich mal gemacht habe; die Frage, warum Erdöl so wichtig ist oder – damals nach Tschernobyl – warum ein Atomkraftwerk so gefährlich ist. Das sind alles sehr komplizierte Fragen, die man nicht mit einem Satz beantworten kann. Da muss man schon richtig in die Tiefe gehen, um eine gewisse Art von Durchblick zu erzeugen.

Jetzt mal unter uns: Wer ist Ihr persönlicher Favorit, die Maus oder der Elefant?
Eigentlich der Elefant, weil der so ein bisschen brämelig und drusselig ist, und Elefanten haben auch ein unheimlich gutes Gedächtnis. Wenn man einem Elefanten mal etwas getan hat, dann vergisst der das nie! Außerdem ist blau meine Lieblingsfarbe. Aber die Maus habe ich natürlich auch gerne.

Gibt es noch etwas, was Sie der Maus zu ihrem 50. Geburtstag wünschen?
Dass sie so bleibt, wie sie ist und ihre Markenzeichen nicht verliert. Dass sie sauber recherchiert und immer neugierig bleibt!