Spuren der Arbeit ist ein eher ungewöhnliches Buch. So handelt diese Sammlung von Kurzgeschichten von sehr unterschiedlichen Erlebnissen und Realitäten der Arbeitswelt aus Sicht derer die dort tagtäglich arbeiten.

Aber, und dass macht in dieser Sammlung den Unterschied zu anderen Erlebnisberichten, auch immer wieder von Erfahrungen der Autor*innen über die Möglichkeiten und Grenzen der gewerkschaftlichen Organisation. Über Erfolge und auch über ehrliches Zugestehen des Scheiterns.

Das Buch erschien im Jahr 2013 erstmals in den USA unter dem Titel »Lines of Work«. Geschrieben haben es Gewerkschaftler*innen, vornehmlich organisiert bei den »Industrial Workers of the World (IWW)«. Einer traditionsreichen Gewerkschaft deren Mitglieder einen Sonderweg, das »direct unionism«, entwickelt und geprägt haben. Direct unionism bedeutet, die Probleme und Herausforderungen direkt im Betrieb, im Geschäft anzugehen u.a. mittels Formen von direkter Aktion.

Die deutschsprachige Ausgabe beinhaltet überwiegend Geschichten aus den USA und Kanada. Aber auch Kolleg*innen aus Großbritannien und auch aus Deutschland kommen zu Wort.

Die Geschichten sind lehrreich, erfährt man doch viel über den fortgeschrittenen Kapitalismus unserer Gesellschaft. Und was das eigentlich für die Menschen die in ihm arbeiten bedeutet. Gegliedert in die Rubriken:  Widerstand, Zeit, Schlaf und Träume finden sich Storys aus vielen Bereichen der Arbeitswelt. Doch eines ist allen gemein: Die Arbeit macht etwas mit uns. Sie bringt uns auf, dass wir Widerstand leisten wollen, Sie raubt uns unsere Zeit. Zeit die wir mit unseren Familien, Freunden oder auch mal allein verbringen möchten. Und sie raubt uns den Schlaf. Der Schlaf der uns fehlt uns zu regenerieren.

Beim lesen kann man fühlen was im Autor vorgeht:

»…Pfirsiche…4401…Zitronen…4033…Karotten…4560…« Ein schriller Wecker unterbricht meinen unruhigen Schlummer. »Verdammt noch mal! Zeit zur Arbeit zu gehen. Und das tun, was ich in den letzten Stunden im Schlaf getan habe: unbezahlt. Unter der Dusche frage ich mich, wie viel Platz in meinem Gehirn für Produktcodes eingenommen wird. Verdrängen Bananen (4011) die Erinnerung an das erste Mal, dass ich Fahrrad gefahren bin«

Doch Spuren der Arbeit ist keine Aneinanderreihung von skandalösen Berichten à la Wallraff. Vielmehr bringt es uns die Erkenntnis etwas zu tun. Den Hintern hoch zu bekommen und sich, entgegen aller Schwierigkeiten, zusammen zu tun.

Spuren der Arbeit – Geschichten von Jobs und Widerstand, 260 Seiten, ist erschienen in die Buchmacherei unter der ISBN 978-3-9823317-1-3. 14,00 € im Buchladen oder per Direktbestellung unter: bestellung@diebuchmacherei.de

Stefan Oeltjenbruns