Wie verbessern wir unser Image? Wie können wir unsere Betriebsversammlung besser machen? Was können wir dafür tun, damit sich mehr an unseren Aktionen beteiligen? Wer soziale Kampagnen plant, muss herausfinden, auf was sie sich einläßt. Wenn Betriebsräte und Vertrauensleute sich auf den Weg machen, entscheidet eine gute Vorbereitung und Analyse über Erfolg und Misserfolg. Die gute »alte« SWOT-Analyse hilft dabei.
Was sind unsere Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken? Das fragt die SWOT-Analyse. Und gemeinsam geht’s bekanntlich besser. Die Methode »World-Café« hat sich für die Beteiligung in Großgruppen als gut erwiesen. Hier geht’s zu Ideen und Beispielen für die SWOT-Analyse im »World-Café«.
Brauchen Betriebsräte und Gewerkschaften Marketing-Methoden?
Unbedingt, sagen Experten und erfahrene Praktiker.
»Ist das eine Strategie? Ein Ziel? Eine Maßnahme? ‚Social Campaigning‘ ist eine echte Querschnittsaufgabe. Das Schlimme ist: Alles hängt irgendwie mit allem zusammen. Alle Ebenen sind miteinander verschränkt, es kommen die unterschiedlichsten Disziplinen zusammen, alles gedeiht miteinander. Die SWOT-Analyse ist die Methode, die diesen Wildwuchs strukturiert.«
»Und wie so oft beginnt alles mit der genauen Analyse der Ausgangssituation. Die Analyse des Grund und Bodens, auf dem Verhaltensänderungen gedeihen sollen, des Zeitpunkts und des gesellschaftlichen Klimas, ist das Fundament für jede Strategie. Die über 50 Jahre alte SWOT-Analyse ist dafür auch im Jahre 2020 ein unschlagbares, leider oft falsch verstandenes Werkzeug.«
»Entgegen so mancher aus dem Ärmel geschüttelter Stärken-Schwächen-Liste ist sie der strukturierte Prozess, an dessen Ende nicht nur allgemeine strategische Optionen, sondern bereits eine rational getroffene Entscheidung in Form einer Handvoll ausformulierter Strategischer Optionen steht.« ( aus: Soziales wie Seife verkaufen? INSIDE #5 | Das Bildungsmagazin der IG Metall )
SWOT – Was heißt das eigentlich?
SWOT bedeutet Stärken und Schwächen im Zusammenhang mit unseren Chancen und den Gefahren oder Risiken (engl.: strengths, weaknesses, opportunities, threats – die Anfangsbuchstaben ergeben SWOT). Die Stärken und Schwächen beziehen sich auf unsere Organisation und ihre Themen, Leistungen und Image. Die Chancen, Gefahren und Risiken sind externe Faktoren, über die unsere Organisation oder Einrichtung keine Kontrolle hat.
Mit diesem Wissen kannst du deine Stärken nutzen, deine Schwächen beseitigen, deine Chancen wahrnehmen und den Gefahren gewappnet begegnen.
Mit Hilfe der Fragen, die die SWOT-Analyse stellt, kannst du entscheiden, ob dein Betriebsrat, deine Gewerkschaft in der Lage sein werden, ihre Ziele zu erreichen. Auch über eventuelle Einschränkungen, die bei der Umsetzung gemacht werden müssen, kannst du dir ein Urteil bilden.
Wieso »World-Café«?
Erfolgreiche Betriebsräte und betriebliche Gewerkschaftsorganisationen beteiligen ihre Mitglieder und Fans schon bei der Planung ihrer Kampagne. Sie erfahren so verlässlich, wie die Stimmung ist und »schürfen das Gold« in den Köpfen der Beteiligten. Die Analyse wird genauer und die Ziele realistischer.
Die Methode »World-Café« hat sich bei der Beteiligung selbst in Großgruppen bewährt.
Die Nutzen für die Teilnehmer*innen:
In einer angenehmen persönlichen Atmosphäre angeregte und anregende Gespräche über eigene Erfahrungen führen. Locker, offen, ohne Schere im Kopf. Wie an einem guten Tag in einem netten Café. Mit Respekt und Interesse an den Ideen und Erfahrungen der anderen. Spontan und lebhaft.
Die Redezeit für jede/n Einzelne/n vervielfacht sich, gegenüber einer »normalen« Sitzung mit Wortmeldungen.
Ziel: Betriebsversammlung verbessern
So geht’s, wenn wir gemeinsam unsere Betriebsversammlung verbessern wollen:
Wir sitzen an Tischen. Jeder Tisch hat das Thema: »Unsere Betriebsversammlung besser machen«. Und diskutiert folgende Fragen:
Wie steht es um unsere Betriebsversammlung? Licht und Schatten: Was läuft schon gut, was nicht?
Wie können wir unsere Betriebsversammlung verbessern? Welche Ideen haben wir?
Gibt es Chancen und/oder Risiken, wenn wir diese Ideen umsetzen?
An jedem Tisch gibt es Gäste und eine/n Tischgastgeber/in. Die Gäste wechseln den Tisch nach einer Runde und lernen neue Ideen kennen, mit denen sie sich auseinandersetzen können. Tischgastgeber bleiben an ihrem Tisch, wenn die anderen gehen und heißen die Neuankömmlinge in der neuen Runde willkommen. Sie fassen die wichtigsten Erkenntnisse der letzten Runde zusammen und laden die anderen ein, sich mit eigenen Ideen und Entdeckungen einzubringen, die Ideen der letzten Runde zu diskutieren und zu ergänzen.
Deshalb sind »World-Cafés« so spannend.
Es geht um das, was dir wichtig ist. Du kannst deine eigenen Ansichten und Sichtweisen beitragen. Sprich mit Herz und Verstand und höre genau hin, um wirklich zu verstehen. Verbinde Ideen miteinander. Sei aufmerksam auf neue Erkenntnisse und tiefergehende Fragen. Schreibe und male. Auf die Papier-Tischdecke kritzeln ist erwünscht. Hab Spaß.
Ergebnisse ernten
Nach jeder Diskussionsrunde bewerten die Teilnehmer mit Klebepunkten die Themen auf der Tischdecke: Was ist für mich das größte Licht, der größte Schatten, die beste Idee, die größte Chance und das größte Risiko. So lassen sich die vielen Beiträge und Ideen gut zusammenfassen und priorisieren. Dann geht es ans »Ernten«. Die »World-Café« Moderatoren sammeln nach jeder Diskussionsrunde das größte Licht, den größten Schatten, die besten Ideen, die größten Chancen und das höchste Risiko von allen Tischen ein. In der SWOT-Matrix entsteht die gemeinsame Analyse und aus den Ideen werden Optionen für Veränderung.
Auch für die Teamanalyse in Großgruppen
Wie erreichen wir eine bessere Stimmung und positivere Einstellung in unserem Team?
Wie entwickeln wir eine bessere Zusammenarbeit untereinander?
Auch in der Teamentwicklung hat sich die SWOT-Analyse im »World-Café« bewährt. Großgruppen haben es in ritualisierten Sitzungsformaten schwer, eigene Veränderungsprozesse zu diskutieren und anzustossen. Mit mehr Beteiligung und mehr wertschätzender Kommunikation in Kleingruppen fällt es allen Mitgliedern leichter, auch unangenehme Themen anzusprechen.
Texte und Bilder: Martin Rzeppa
Auszüge aus »Soziales wie Seife verkaufen? INSIDE #5 | Das Bildungsmagazin der IG Metall«