»Unsere Gruppe ist wie eine große Schafherde. Da gibt es Schafe, die haben noch nie geblökt. Andere, die nur nachplappern. Und welche, die mitdiskutieren. Es gibt aber auch schwarze Schafe. Das ist unser Bereich, wir sind die ‚Schlechten‘. Schafe, die sich kritisch äussern, werden immer weniger. Der Schäfer ist der König. Nur bestimmte Schafe bekommen Wertschätzung ( Lob, Liebe, Anerkennung). Andere nicht. Wie soll man sich da wohlfühlen?
Wir sind alle Schafe geworden, zu zahm. Scharfe Hunde treiben die Schafe in eine Richtung – so ist unsere Diskussionskultur.«
Mit Assoziationen und Metaphern das eigene Team, die eigene Großgruppe, zu beschreiben, geht tief und deckt unbearbeitete Konflikte auf. In unseren Teamentwicklungen nutzen wir die kreative Teamanalyse, um…
die unterschiedliche Wahrnehmung von Mitgliedern eines Teams zu visualisieren. Mit diesen Bildern gelingt es den Teilnehmern, ihre gefühlte Sicht auf ihr Team den anderen besser mitzuteilen. Sind alle Bilder besprochen und in der Galerie aufgehängt, begleiten sie die systematische Teamanalyse. Werden Konflikte angesprochen und aufgezeigt, kann die Teamentwicklung erst beginnen, wenn ein von allen akzeptierter Weg für die Konfliktbearbeitung gefunden wird.
Wie unterschiedlich der Blick auf das gleiche Team sein kann, zeigen diese Gegenüberstellungen (das Titelbild ist aus der selben Teamentwicklung):
Die Leitung sieht Ihr Team auf einer Treppe nach oben. Fachreferenten bewegen sich auf unsicheren Pfaden durch das Haifischbecken und neue Mitglieder haben das Gefühl, sie nehmen an einem Schmierentheater teil.
»Wir befinden uns alle auf einer Treppe, die nach oben führt. Und da wollen wir eigentlich auch hin. Es geht uns um Weiterkommen, Entwickeln und Gestalten.
Ganz oben auf der vorletzten Stufe ist ein kleiner Haufen. Da schauen sie voran und mehr als nur über den Tellerrand hinaus – auch strategisch. Die wollen Verantwortung übernehmen.
Der größte Teil befindet sich auf der mittleren Stufe. Der normale Job wird erledigt, aber auch nichts darüber hinaus. Auf der Stufe darunter sind welche, die machen ihr eigenes Ding. Sie bewegen sich in die andere Richtung. Ganz unten auf der Stufe sind die, die bereits abgeschaltet haben – auch gesundheitlich. Einige sind an ihren eigenen Ansprüchen gescheitert. Und jetzt geht nichts mehr. Keine Kraft mehr. Einige sind bereits auch psychisch krank geworden. Oder aber sie sagen sich: ich habe jetzt nur noch ein paar Jahre. Und lehnen sich zurück.«
»Das Haifischbecken ist überall. Da kann man sich nur noch sehr vorsichtig bewegen, um nicht reinzufallen. Das ist die gepunktete Linie. Einige sind drinnen im Team, andere bereits draussen und nicht mehr dabei (Kreis). Rote Männchen, grüne Negativ-Köpfe.
Auf den gemeinsamen Sitzungen ist die Stimmung extrem gekippt und sehr schlecht. Es fällt uns sehr schwer, ein richtiges Bild zu finden. Gibt es überhaupt noch ein Bild unseres Teams? Es zerfließt alles und wir nehmen uns nicht mehr als ein Team wahr. Wir würden gerne helfen, wissen aber nicht wie und sind ratlos.
Wir finden es sehr belastend, aber den Frust darf man nicht artikulieren. Alle sind zermürbt.«
»Unser Team sehen wir als Theater. Hier sind viele, die die gemeinsamen Sitzungen als Bühne verstehen, um sich darzustellen. Da geht es nicht um gemeinsames Tun und Strategien oder wirkliche Themen. Das wird auch bewußt von einigen Leuten so gesteuert. Wer sind die Hände? Eigene Machtinteressen und Egoismus. Immer wieder diese elend langen Diskussionen über Personen und Aufgaben. Am Ende purzeln sie von der Bühne und werden krank. Die eigentliche Bedrohung ist nicht zu sehen. Die ist hinter der Bühne: der weiße Hai fletscht schon seine Zähne. Und die eigentlichen Aufgaben fallen runter.«
Text: Martin Rzeppa
Bilder: krabbenpulen.com