Autor: Krabben pulen (Seite 1 von 2)

Ein Blick von außen auf die IG Metall

Ein Gastbeitrag von Anne Goldenbogen

Gute Arbeit – das war und ist gewerkschaftliches Kerngeschäft. Mit der Betonung auf »gut« schien die Abgrenzung von Neoliberalismus und Arbeitgeberlager lange Zeit deutlich genug, deren Credo nach wie vor »Hauptsache Arbeit« lautet. Und es war mehr als richtig, die Arbeitsgestaltung zurück auf die Tagesordnung zu holen, den Kampf um faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen zu revitalisieren.

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Eigenlob und Schulterklopfmaschine

Peter Weber (parteilos), Gemeindepräsident von Mettauertal, steht in der
zur »Schulterklopfmaschine« umgebauten Telefonzelle. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Eigenlob stimmt – fällt aber vielen Betriebsräten sehr schwer. Ich komme gerade zurück von einer Fachtagung für Betriebsratsvorsitzende und habe dort in Workshops über Eigenlob referiert. Selbst jetzt – unmittelbar vor den Betriebsratswahlen – fällt es Betriebsräten nicht leicht Bilanz zu ziehen und ihre vielen tollen Erfolge zu feiern . 

Da stolpere ich über eine geniale »Schulterklopfmaschine« mitten in der tiefsten Schweizer Provinz. Wer sich nach Anerkennung sehnt, kann in die Schweiz fahren, sich in eine ehemalige Telefonzelle stellen und dort automatisches Lob abholen…

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Soziale Ungleichheit ≈ Soziale Ungleichheit

Was überhaupt unter sozialer Ungleichheit zu verstehen ist, ist umkämpft. Umso wichtiger ist es, die eigenen Ansichten aktiv zu vertreten. Denn nur so wird Politik möglich.

Es gibt keine Gleichheit. Kein _Ei gleicht dem anderen_, Gleichheit ist ein gedankliches Konstrukt, ein Kategorisieren ähnlicher Dinge als »gleich« und nicht ähnlicher Dinge als »ungleich«. Und so gleicht auch kein Mensch dem anderen. Eine Politik, die anstrebt, Menschen einander gleich zu machen, ist nicht nur übergriffig, sie ist auch zum Scheitern verurteilt, wie uns die Geschichte lehrt.

Es gibt also keine Gleichheit. Was es aber gibt, ist das Gleich-behandelt-Werden, das Gleichermaßen-gut-behandelt-Werden. Hier hat die Politik ihren Auftrag. Hier scheiden sich die ideologischen Geister. Zum Beispiel, wenn es darum geht, das Problem der _sozialen Ungleichheit_ zu fassen – ihre Ursachen und moralischen Handlungsaufträge zu definieren.

Soziale Ungleichheit an und für sich hat nämlich keinerlei (politische) Bedeutung! Zwar ist sie ein Fakt – Menschen agieren unter ungleichen sozialen und ökonomischen Bedingungen, haben ungleiche Einkommen, Wohn- und Lebensräume, Bildungs- und Gesundheitschancen. Jedoch: Fakten an und für sich sind für unser kognitives System ohne jede Bedeutung. Sie erhalten ihren Sinn immer erst durch Frames, also »gedankliche Deutungsrahmen«. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse moderner Kognitionsforschung. Frames sind neuronal im Gehirn verankert, speisen sich aus unserer Welterfahrung, werden über Sprache aktiviert und wirken sich unmittelbar auf unser politisches Handeln aus, indem sie Fakten einen Sinn zuschreiben.

Was ist die richtige, was die falsche Antwort?

Nun, in der Politik erzählen Frames _immer_ von einer moralischen Weltsicht. Denn hier lautet die Frage: Was ist angesichts der Faktenlage – wie etwa derjenigen sozialer Ungleichheit – die _richtige_ und was die _falsche_ Antwort?

Darauf gibt es in der Regel zwei Antworten. Denn in allen Gesellschaften gibt es grob skizziert immer zwei politische Weltsichten: die progressive, also die eher linkspolitische, und die konservative, also die eher rechtspolitische, Weltsicht. Wer ideologisch in der Mitte sitzt, dessen Moralmodell ist eine Kombination aus beiden, wie zahlreiche Studien zeigen. Wie sehen sie also aus, die zwei Geschichten von _richtig_ und _falsch_ angesichts der faktischen sozialen Ungleichheit in Europa und der Welt? Was bedeutet es für einen progressiven, was für einen konservativen Menschen, seine Mitmenschen _gleich_ und _gleichermaßen gut_ zu behandeln?

Stellen Sie sich eine Familie vor mit zwei Kindern, beide völlig verschieden. Jedes mit seinen eigenen Stärken und Schwächen, Herausforderungen, Ängsten und Hoffnungen. Was bedeutet es für Sie als Eltern, diese Kinder _gleich_ zu behandeln?

Eine mögliche Antwort lautet: Die Kinder _gleich_ und _gleichermaßen gut_ zu behandeln, bedeutet, jedem Kind das zu geben, was es braucht, es seiner individuellen Eigenschaften und Bedürfnisse entsprechend zu schützen und zu befähigen. Jeder bekommt, was er braucht! Wer nach dieser Wertvorstellung seine Kinder erzieht und über Politik denkt, der fällt in der modernen Ideologieforschung in das »fürsorgliche« Ideologiemodell, das auch progressiver Politik zugrunde liegt. Angewandt auf _soziale Gleichheit_ bedeutet dieses Wertebild: Jeder Bürger soll gleichermaßen geschützt und befähigt sein, frei von Not seinen individuellen Lebensweg zu gehen. Das bedeutet, dass jeder entsprechend seiner individuellen Attribute geschützt und befähigt werden muss, sei es über gute, gemeinschaftlich finanzierte Bildung, ein offenes und humanes Gesundheitswesen oder das Verbot ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse.

Eine andere mögliche Antwort auf die oben skizzierte Frage – wie gehe ich mit Kindern um, die sich nicht gleichen – lautet: Die Kinder _gleich_ und _gleichermaßen gut_ zu behandeln, heißt, jedem Kind genau dasselbe zu geben unabhängig von seinen individuellen Eigenschaften und Bedürfnissen. Darüber hinausgehende Dinge, die sie brauchen oder wünschen, sollen sie sich selbst verdienen. Jeder ist gleichermaßen frei, für sich selbst zu sorgen und sowohl zu bekommen als auch zu behalten, was er sich verdient! Wer nach dieser Wertvorstellung über Kindererziehung denkt und politisch agiert, der fällt in der modernen Ideologieforschung in das »strenge« Ideologiemodell, das auch konservativer Politik zugrunde liegt. Angewandt auf _soziale Gleichheit_ bedeutet dieses Wertebild: Jeder Bürger soll gleichermaßen frei sein, sich im Wettbewerb zu behaupten und so für sich zu sorgen – und zwar ohne Eingriff des Staats etwa über Regulierungen, Umverteilung oder Millionärssteuer, denn solche Form der Politik würde eine Ungleichbehandlung bedeuten: Menschen sind dann nicht mehr gleichermaßen frei, für sich selbst zu sorgen, und die Bürger werden auch nicht gleich gut behandelt. Menschen, die es sich nicht verdient haben, bekämen Extras, und das System des offenen Wettbewerbs, der die Selbstdisziplin und Eigenständigkeit der Bürger fördert, geriete ins Wanken.

Die progressive und konservative Wertvorstellung über einen _gleichen_ und _gleichermaßen guten_ Umgang mit Menschen füllen also das Konzept der _Gleichheit_ unterschiedlich aus.

Und das liegt nicht zuletzt an der Tatsache, dass sie zwei gegensätzliche Vorstellungen von den Ursachen sozialer Ungleichheit haben. Das progressive Weltbild umfasst die Idee _systemischer Kausalität_: Gegebenheiten sind immer das Produkt vieler, voneinander abhängender und sich gegenseitig beeinflussender Ursachen. Auf die soziale Ungleichheit übertragen bedeutet das zum Beispiel: Wer aus einer sozial benachteiligten Familie stammt, sowohl Frau als auch Migrantin mit mangelnden Deutschkenntnissen ist, ist gefährdet, in Armut zu leben. Das konservative Weltbild umfasst die Idee _direkter Kausalität_: Dinge haben einen einfach nachvollziehbaren Grund. Auf die soziale Ungleichheit übertragen bedeutet das zum Beispiel: Wer arm ist, der ist faul und muss härter arbeiten.

Soziale Ungleichheit hat keine universelle Bedeutung

Der Begriff _Soziale Ungleichheit_ im politischen Sinne – die Frage nach ihren Ursachen und Lösungen – hat also keine universelle Semantik. _Soziale Ungleichheit_ ist ein Contested Concept. So nennen wir in der Kognitionswissenschaft Ideen, deren Bedeutung »im Kern strittig« sind. Contested Concepts haben nur ein minimales Bedeutungsskelett, an dem sich unser Denken orientiert. Darüber hinaus gibt es keine universelle Bedeutung, wir staffieren die Idee über Frames, die unserer moralischen Weltsicht entsprechen, aus. Wer es nun in der Gesellschaftsdebatte versäumt, das Problem _sozialer Ungleichheit_ gemäß seiner Wertvorstellung auszufüllen, kreiert ein massives Problem für seine politischen Anliegen – und zwar langfristig!

Denn über den Mangel entsprechender sprachlicher Frames baut er die eigenen Vorstellungen von _richtigem_ und _falschem_ Miteinander, von _guter_ und _schlechter_ Politik gedanklich – und damit in letzter Konsequenz gesellschaftlich und politisch – ab. Einfach ausgedrückt: Was nicht gesagt wird, das wird auch nicht gedacht. Und was nicht gedacht wird, das wird nicht getan. Dieses Phänomen, in der kognitiven Forschung Hypokognition genannt, stellt derzeit eine der dringlichsten Herausforderungen an die europäische Politik dar.

Text von Elisabeth Wehling
Gelesen von Michael Rasch

Wie viel Führung braucht ein gutes Team?

Aus der Zukunftswerkstatt. So stellen sich die Betriebsräte ihre Zusammenarbeit 2025 vor: Ein buntes und engagiertes überschaubares Team am runden Tisch. Hier geht es um die besten Ideen, erreichbare Ziele und fundiertes Wissen. Der Tarifvertrag sitzt mit am Tisch und schafft Sicherheit. Die Tür ist offen – Geheimrat war gestern…

Was zeichnet eine wirklich gute Teamarbeit am Ende aus? Was stärkt den Teamgeist am besten? Und was schwächt den Teamgeist? 
Wie viel Autorität benötigt und verträgt ein Team?  Was muss ein Teamleiter können?

»Hannemann geh Du voran«. Das ist schon lange vorbei. Betriebsräte arbeiten heute längst in Themen und projektbezogen in Teams. Dennoch: die Frage nach Leitung und Führung in Betriebsratsgremien und Gewerkschaftsgliederungen ist sehr umstritten. 
»Kleine Ensembles spielen besser ohne Dirigent«. Der Artikel zu Teams und Führung im Spiegel hat mich neugierig gemacht. Der Soziologe Armin Nassehi ist Experte über Zusammenarbeit und seit 1998 Professor für Soziologie an der Uni München.

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M&M gehen steil

Vom Gedruckten zum Viralen

Der Gemüsehändler, die Imagemesserin, der mit Werten kommuniziert und die, die Fans begeistert.

Das sind unsere vier Tutorials. Unser Start für alle, denen Öffentlichkeitsarbeit etwas wert ist und die etwas zu sagen haben. Die Idee der Geschichten kommen aus dem Alltag. Hier schauen wir genau hin und sehen, was klappt, was ist nachhaltig und welche Haltung steht dahinter. Herausgekommen sind zusammen mit dem Filmemacher Daniel Flügger Geschichten und Anregungen für Euren Alltag.

Habt Spaß.
Genießt M&M.

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Gemüseladen

Was hat der Gemüseladen mit Werbung zu tun? 

Seit Jahrzehnten richten die Händler die Läden nach einem Muster ein. Das Frische, das Neue wird schön nach vorne am Eingang oder auf die Straße drapiert. So werden Kunden angelockt. Das haben wir uns zu Herzen genommen. Wir haben Nutzen definiert und bieten für jede Zielgruppe unterschiedliche Nutzen an. Das zeigen wir in unserem Clip, wie wir erfolgreich auf dem Meinungsmarkt agieren. Dazu hab ich mir den Clip wieder angesehen und direkt Appetit bekommen. Leckerer Salat und ein Glas Rose. Das war mein konkreter Nutzen. Hat auch gut geschmeckt. Was beinhaltet die Methode »Gemüseladen«? 

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Werte

Was haben Werte mit Werbung zu tun?

Wo finden wir einem passenden Hintergrund für unser Video über Werte in der Kommunikation und Werbung? Ein Platz, der zeigt, was uns persönlich wirklich wichtig ist. Der Drehort war schnell ausgemacht.

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